Position

Position

Eine aufrichtige stille Photographie ziehe ich einem Haufen von Antworten vor.
Consuelo Kanaga

Meine Photographien sind unbearbeitet. Ich lasse sie pur, wie sie von Anfang an waren.
Die Ausschnitte wähle ich bewusst, das Bild entsteht im Moment des Auslösens.
Der Augenblick des Findens ist immer wieder frisch. Ein Glücksmoment!
Es geht um das Sehen. Sehen ohne Vorstellungen im Kopf. Ohne Wollen. Ohne Konzepte. Das Gegenteil von konzeptuell. Die Dinge so zu sehen, wie sie sind. In ihrer Einfachheit und Alltäglichkeit.
Wenn die Betrachter in meinen Bildern Ruhe, Stille und offene Weite finden, ist es gelungen.

Welch eine Entdeckung ist das Buch “ The Practise of Contemplative Photography. Seeing the World with Fresh Eyes “ von Andy Karr und Michael Wood!
DTL

…Kunst, die ihren Ursprung in einem bestimmten Geisteszustand des Künstlers hat, den man auch als meditativen Zustand bezeichnen könnte. Es ist eine Haltung von Unmittelbarkeit und “sich seiner selbst ohne ein Ich bewusst sein“…
…die Natur aller Dinge anzuerkennen, wie sie sind und dies ohne jegliche gedankliche Anstrengung und Befürchtung zum Ausdruck zu bringen…
Chögyam Trungpa Rinpoche

In meiner Malerei ist seit einigen Jahren die Farbe wieder da. Farbe ist der Ausgangspunkt. Es ist die Farbe, die ich als erstes in meiner Umgebung wahrnehme. Wenn ich im Frühling auf dem Rad zum Atelier fahre, schwelge ich in den jungen grünen Blättern der Platanen, die so zauberhaft mit dem Camouflage braun der Stämme zusammen spielen. Zwischentöne, Farben, die nicht eindeutig zu bezeichnen sind, liebe ich ganz besonders. Der kleine Streit um gelb und grün. Wo endet das gelb? Wo beginnt das grün? Es gibt da keine Lücke. Farbe ist mein Ausgangspunkt, alles andere kommt später.

Meine Bilder müssen nicht interpretiert werden. Jeder und jede schaut aus der ganz eigenen  Perspektive, hat ihre und seine Wahrnehmung mit dem eigenen Blick. Der Blick steht im Vordergrund. Es gibt keine Geschichten in meinen Bildern.

Die Titel lassen Raum, sind eher eine Spielerei mit Worten, die alles andere als festlegen soll. Was mich bewegt fliesst unmerklich ein, meine Sicht auf das Leben und den Tod, auf die Welt und die Wesen, auf die Natur.

Ich möchte Energie geben, Sinnlichkeit und Schönheit. Die Quelle meiner Inspiration sind die kleinen Dinge des Alltags.

Farbe ist meine Motivation.

DTL



Aus zwei Texten von Prof. Dr. Meike Sophia Baader

…. Die Fotografien berühren die Grenze zwischen Malerei und Fotografie. Die Nähe zur Malerei entsteht sowohl durch die weichen Konturen, durch das fotografische Sfumato, als auch durch die Farben. Das fotografische Sfumato arbeitet mit weichen Übergängen, die sich strikten Abgrenzungen verweigern. Die Fotografien stellen keine eindeutigen Behauptungen auf, eben deshalb werfen sie Fragen auf und thematisieren den Blick selbst.
Skyheavenparadise – der Titel, den Dagmar Tinschmann ihrer Serie gegeben hat, umfasst drei Wörter, für die die deutsche Sprache lediglich eines kennt: Himmel.
Drei ist nicht zwei, ist nicht entweder oder, nicht sowohl als auch, ist nicht Dualität oder Binarität, sondern eben Trinität. Trinität ermöglicht eine andere Wahl, lässt eine weitere Sichtweise zu. Fotografien, die Malerei ähneln.
Übergänge sind für mich auch darüber hinaus Thema der Arbeiten: Es gibt keine harten Linien und Grenzen, sondern Übergänge eben zwischen Fotografie und Malerei, zwischen Formen, Farben und Materialität oder auch zwischen Himmel und Erde, Himmel und Land, Immanenz und Transzendenz. Kraftvolle Farbigkeit gab es in den ersten Arbeiten vor dreißig Jahren und es gibt sie jetzt wieder in ihrer bewegten monochromen Malerei.